GÄNGEVIERTEL

Noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts erstreckte sich das Areal des Gängeviertels vom Hafen über die Neustadt bis in die Innenstadt und bot tausenden von Arbeitern und deren Familien eine Heimat. Die letzten noch erhaltenen Häuser befinden sich zwischen der Caffamacherreihe, Valentinskamp und Speckstraße. Der Bestand verfällt zusehens, während in der direkten Nachbarschaft Konsum- und Büroflächen aus Stahl und Glas wachsen. Einerseits Zeichen einer florierenden und modernen Stadt, andererseits Symbole einer Kultur des „9 to 5“. Unser Haus ist umzingelt von solchen Neubauten und es wirkt wie aus einer längst vergangenen und vergessenen Zeit.


Das verbliebene innerstädtische alte Gängeviertel ist geradezu prädestiniert das Prinzip von Leben und Arbeiten in der Stadt zu revitalisieren. Und genau da kommen, als letzte "Gäng im Viertel" die Kupferdiebe ins Spiel. Denn wir haben die Vision eines Kupferdiebe-Haus vor Augen, als ein Pilot Projekt für das Gängeviertel und mit dem ernsten Willen, dieses mit vereinten Kräften, für die Kupferdiebe und das Viertel und somit für Hamburg zu realisieren. Denn hier bietet sich die einmalige Chance, Hamburgs ältestest Viertel, wieder als ein ganz besonderes Viertel aufleben zu lassen.


Des öfteren liest man über die Planungen der Investoren, deren Bauanträgen und Verlängerungen, über Finanzierungs- probleme - bis zur Scheiterung aller Projekte. Was sich anscheinend jetzt doch alles wieder geändert haben soll (Stand August 2008). Der holländische Investor hat sich nun doch bereit erklärt, sich dem Gängeviertel anzunehmen und es zu sanieren - inklusive Abriss und Neubebauung. Wann es nun genau los geht, steht immer noch in den Sternen. Genauso ob es überhaupt los geht.


Das die letzten Reste des noch erhaltenden Gängeviertel nur noch aus drei alten Hinterhöfen besteht, ist sehr schade. Einen direkten Zugang zu unserem, hat man von der Caffamacherreihe Ecke Valentinskamp. Die beiden weitere, zum Beispiel die alte Schierspassage, erreicht man vom Valentinskamp aus. Drum herum stehen alte Lager- und Wohnhäuser, seit Jahren leer, ebenso wie die wunderschönen alten kleinen Fabrik Gebäude. Alles zerfällt zusehens. Die nachfolgenden Fotos sind vom Zwischenhof und von der Schierspassage.


Trotz des Verfalls, oder gerade deswegen, ist und bleibt das Gängeviertel interessiert und zieht nach wie vor die Leute an. Wir haben ständig Besuch in unserer Freiluft Galerie, für die wir von den Passanten immer großen Zuspruch ernten. Ab und an findtet auch die ein oder andere Touristengruppen den Weg auf unseren Hinterhof. Auch sonst kommen jeden Tag Leute zu uns und erfreuen sich an den noch verbliebenen Resten des Gängeviertels und was wir bis jetzt daraus gemacht haben.

 

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DIE GESCHICHTE DES GÄNGEVIERTEL

Das Gängeviertel. Quelle: Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Als Gängeviertel bezeichnete man die Wohnquartiere in der Altstadt, der Neustadt und dem Großem Grasbrook in Hamburg. Die Häuser waren hier so dicht aneinander gebaut, dass ein Verkehr mit Fuhrwerken unmöglich war. Die Bewohner wurden von Wasserträgern mit Trinkwasser versorgt. Bereits 1797 hatte der französische Arzt Jean-Joseph Menuret ein Buch veröffentlicht, das in der deutschen Übersetzung den Titel „Versuch über die Stadt Hamburg in Hinsicht auf die Gesundheit betrachtet oder Briefe über die medizinisch-topographische Geschichte dieser Stadt“ trug. Der Arzt Robert Koch schrieb anlässlich der Choleraepidemie von 1892 an den Kaiser: „Eure Hoheit, ich vergesse, dass ich in Europa bin. Ich habe noch nie solche ungesunden Wohnungen, Pesthöhlen und Brutstätten für jeden Ansteckungskeim angetroffen wie hier.“ Nicht zuletzt aufgrund der unhaltbaren hygienischen Zustände begann die Stadt Hamburg nach der Choleraepidemie von 1892 mit der planmäßigen Sanierung der Gängeviertel. Bereits 1883-1888 war das Gängeviertel auf dem Großem Grasbrook in der südlichen Altstadt für den Bau der Speicherstadt abgerissen worden, 1893 wurde die Kaiser-Wilhelm-Straße als neue leistungsfähige Trasse durch das Gängeviertel der nördlichen Neustadt durchgebrochen. Es wurden drei Sanierungsgebiete ausgewiesen, die seit Anfang des 20. Jahrhunderts abgerissen und neu bebaut wurden. Nach dem Gängeviertel der südlichen Neustadt (1903-14) folgte das Sanierungsgebiet Altstadt, dessen nördlicher Teil 1908-14 mit Anlage der Mönckebergstraße saniert wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde dieses Sanierungsvorhaben im südlich angrenzenden Bereich fortgesetzt, wo 1921-30 das heute so bezeichnete Kontorhausviertel entstand.

In der Neustadt entwickelte sich ein geschlossenes Milieu der Hamburger Arbeiterschaft vom Hafenrand, über den Großneumarkt bis zum Gänsemarkt. Das Gängeviertel galt vielen Hamburgern als Brutstätte der Kriminalität. Erst nach der nationalsozialistischen Machtergreifung begann die Sanierung in diesem dritten ausgewiesenen Sanierungsgebiet. Unter gewandelten architektonischen und städtebaulichen Maßgaben entstand hier im Dritten Reich ein Wohngebiet, das, im Gegensatz zu den vorausgegangenen Sanierungsmaßnahmen, mit Straßennamen und Raumbildungen einen Bezug zu den abgerissenen Stadtbildern sucht. Letzte verbliebene Reste dieses Gängeviertels gingen im Zweiten Weltkrieg verloren oder wurden 1958-64 zugunsten des Baus des Unilever-Hochhauses beseitigt. Minimale Reste des einst weit ausgedehnten Gängeviertels sind auf der Südseite des Valentinskamps und entlang des Bäckerbreitergangs.